Am 21. Mai wurde die neue Ausgabe der größten Studie zum Status Quo der Kommunikations- und PR-Branche – der European Communication Monitor (ECM) 2021 – veröffentlicht.
Unter Leitung von Professor Ansgar Zerfaß (Universität Leipzig) hat ein renommiertes Forscherteam über 2.600 Kommunikator:innen aus 46 Ländern befragt. Im Fokus der diesjährigen Befragung steht die Digitalisierung der Kommunikationsbranche hinsichtlich Tools und Infrastruktur, der Einsatz von Video-Konferenzen sowie die zukünftige Rolle von Kommunikationsprofis.
Die zentralen Ergebnisse kurz zusammengefasst:
- Die digitale Transformation ist weiter auf dem Vormarsch, aber nur wenige Kommunikationsabteilungen und -agenturen sind bereits umfassend digitalisiert. 39,2 Prozent aller Befragten in Europa sehen in ihrer Abteilung großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Stakeholder-Kommunikation und beim Aufbau digitaler Infrastrukturen für die eigene Arbeit
- Videokonferenzen haben sich etabliert – der Kanal wird vor allem für Mitarbeiter- und Kundenkommunikation genutzt, weniger in der Medienarbeit
- Kommunikationsprofis erfüllen mehrere Rollen in ihrer täglichen Arbeit – auf dem Vormarsch ist die Rolle des Advisors, der das Top-Management bei Business-Entscheidungen unterstützt
- Kommunikator:innen übernehmen häufiger Rollen als Coach und Advisor für Entscheider und Kolleg:innen auf allen Hierarchieebenen
Neues Kommunikationsverständnis: Es gilt, Beratungs-Skills auszuprägen
„Kommunikation ist ein extrem facettenreicher Beruf“, so Christine Stock, Leiterin Human Resources bei Fink & Fuchs aus Wiesbaden. „Die Studienergebnisse des ECM 2021 zeigen: Berufseinsteiger:innen übernehmen zu Beginn meist Kommunikationsaufgaben. Später kommen dann unternehmensstrategisch ausgerichtete Rollen wie die des Advisors oder Coach hinzu. Für uns als Agentur ist es selbstverständlich, alle Rollen zu übernehmen – angefragt werden wir aber in erster Linie als Advisor und Coach. Insofern unterscheidet sich der Berufseinstieg in Agenturen zu dem in Unternehmen: Hier werden schon die Einsteiger systematisch und von Anfang an in alle Rollen entwickelt.“
Das Berufsbild Kommunikationsberater:in erfordert heute sehr gute Beratungs- und Management-Skills. Sie sind notwendig, um die Wertschöpfungskette eines Unternehmens zu verstehen und erfolgreich beratend an ihr mitzuwirken. In Unternehmenszielen zu denken und die Kunden bei zentralen Geschäftsentscheidungen zu unterstützen, sind Aufgaben, die eine Kommunikationsagentur heute leisten muss. Das erfordert seitens der Berater:innen vor allem starke Leadership-Skills: Primär in der eigenen Führung, in der Führung von Teams und aber auch in der Zusammenarbeit mit Kunden. Darüber hinaus erweitert die Bandbreite bzw. Tiefe der digitalen Medien und deren Kommunikationsfelder die Handlungsfelder enorm. Disziplinen wachsen zusammen, der notwendige Anschluss an gesellschaftliche Themen verlangt ein zunehmend breiteres Wissensspektrum. Deshalb ist die Beratung heute um ein Vielfaches komplexer als noch vor 10 oder 15 Jahren.
Herausforderung für die Zukunft: digitalisierte Kommunikation
Eine überwiegende Mehrheit der europäischen PR-Profis betont die Relevanz von Digitalisierung in der Stakeholder- Kommunikation (87,75) und dem Aufbau digitaler Infrastrukturen zur Unterstützung interner Workflows (83,9%).
Studienleiter Professor Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig: „Kommunikationsverantwortliche schauen jetzt schon auf die Zeit nach der Pandemie. Klar ist: Es wird weder eine Rückkehr zur alten Normalität geben noch wird die Kommunikationspraxis der Zukunft heutigen Routinen entsprechen. Die PR wird auf allen Ebenen digitalisiert und der eigene Beitrag zur Wertschöpfung muss künftig noch klarer aufgezeigt werden. Kommunikationsverantwortliche sollten sich der strategischen Herausforderungen bewusst werden und in neuen Rollen den Erfolg der eigenen Organisation unterstützen.“
Ein Thema steht quasi symbolisch für die digitale Zusammenarbeit der vergangenen Monate: Die Videokonferenz. Thomas Leitner, Vice President Cision D/A/CH sagt dazu: „Videokonferenzen bieten viel ungenutztes Potential. Während der Kanal vor allem in der Mitarbeiterkommunikation schon intensiv genutzt wird, können Kommunikationsverantwortliche zukünftig auch im Austausch mit Politik und Medien stärker davon Gebrauch machen.“ Insgesamt werden sich Videokonferenzen laut Einschätzung der Studienteilnehmer:innen etablieren: Drei von vier Kommunikationsverantwortlichen wollen diesen Kanal auch nach der Pandemie nutzen.
Der ECM 2021 steht zum Download
Auch in diesem Jahr ist der Ergebnisbericht des ECM 2021 mit zahlreichen Detailauswertungen für Unternehmen, Non-Profit-Organisationen, öffentliche Institutionen und Kommunikationsagenturen sowie zentrale Länder unter www.communicationmonitor.eu kostenlos verfügbar (PDF, 108 Seiten, englisch). Die Studie entspricht allen wissenschaftlichen Standards; sie wird seit 2007 jährlich durchgeführt und durch parallele Erhebungen in Nordamerika, Lateinamerika und Asien ergänzt.
Hintergrund zum European Communication Monitor 2021 (ECM)
Der European Communication Monitor wird jährlich von der EUPRERA, dem europaweiten Verband der Kommunikations- und PR-Wissenschaftler (European Public Relations Education and Research Association) sowie dem EACD als internationalem Verband der Kommunikationsdirektoren (European Association of Communication Directors) durchgeführt. Unterstützt werden die Organisatoren dabei von Cision Insights (ehemals PRIME Research), einem globalen Dienstleister für strategische Medienbeobachtung und Kommunikationsanalysen in der Cision-Gruppe, sowie der Kommunikationsagentur Fink & Fuchs. Parallele Studien in Nordamerika, Lateinamerika und im Asiatisch-Pazifischen Raum machen die Studie zur weltweit größten, akademisch fundierten Studienreihe im Berufsfeld, die insgesamt mehr als 80 Länder erfasst.
Weitere Informationen, alle Ergebnisberichte früherer ECM-Studien und ein Benchmarking-Tool zum Abgleich eigener Erfahrungen mit dem ECM-Datenpool finden sich unter http://www.communicationmonitor.eu/.