Papageien können bis zu 100 Jahre alt werden, Geier bis zu 70. Und selbst Wellensittiche haben eine Lebenserwartung von bis zu 25 Jahren – vorausgesetzt, sie verbringen nicht den Großteil dieser Zeit hinter Gittern. In Relation dazu ist das nun schon fünf Jahre andauernde Gezwitscher auf Twitter nur ein kleiner Meilenstein. Doch wer hätte am 21. März 2006 schon gedacht, dass sich Twitter-Gründer Jack Dorsey mit dem Text “just setting up my twttr” auf den Weg macht, unser Informationsverhalten nachhaltig zu beeinflussen?
Vor nicht allzu langer Zeit noch als unnützes Geplapper abgetan, sorgt Twitter heute dafür, dass wir schneller, authentischer und umfassender über radikale Veränderungen in Regionen fernab Deutschlands informiert werden. Einen richtigen Schub bekam Twitter jedoch erst drei Jahre nach dem Start, also im Jahr 2009: Die Menschen erfuhren über den Kurznachrichtendienst vom gelandeten Airbus auf dem Hudson-River – eine Sternstunde für Twitter und ein Eindruck, wie nachhaltig sich die Verbreitung von Nachrichten und Meinungen verändert. Die Journalisten hatten seinerzeit neben der Berichterstattung zur heldenhaften Landung gleichermaßen die Aufgabe, ihren Lesern zu erklären, was Twitter ist.
Für Popularität der etwas anderen Art sorgte drei Monate später der skurrile Wettkampf zwischen Schauspieler Ashton Kutcher und dem Nachrichtensender CNN um den 1-Millionsten Follower, den Kutcher knapp für sich entschied. Am 25.6.2009, dem Tag des überraschenden Todes von Michael Jackson, verbreiteten rund 5.000 neue Tweets pro Minute diese Nachricht. Der 11. März 2011, der Tag des Erdbebens in Japan, war mit 177 Millionen Tweets der Tag mit den meisten Tweets überhaupt. Weltweit zwitschern mittlerweile mehr als 200 Millionen Menschen, und täglich werden knapp eine halbe Millionen neuer Twitter-Konten angelegt.
Doch es soll sie ja auch immer noch geben – die “Twitter-Verweigerer” und die, denen dieser Nachrichtendienst mindestens suspekt ist. Wer nun doch neugierig geworden ist und sich dem Medium vorsichtig nähern möchte, kann das leicht tun, denn man benötigt noch nicht einmal einen eigenen Account, um die Twitter-Beiträge anderer zu lesen. Meine Empfehlung zum Einstieg ist die Twitter-Suchmaschine Twazzup. Sie eignet sich hervorragend als Trend- und Themenradar, hier kann gezielt nach Themen gesucht und Meinungsmacher identifiziert werden. So bekommt man ein erstes Gefühl für diese Form der Kommunikation und die relevanten Themen und Themenmacher – Eine gute Grundlage für die Entscheidung, ob es Sinn macht, selbst zu twittern.
Sollten Sie sich zum Einstieg in Twitter entscheiden, gilt es ein paar Dinge zu beachten:
- Geben Sie in Ihrem Account (Bio) klar zu erkennen, in wessen Namen und Auftrag Sie twittern
- Machen Sie sich vorher Gedanken, über welche Themen Sie sprechen möchten und wen diese interessieren könnten
- Idealerweise sollten die meisten Ihrer Tweets einen Link zu weiterführenden Informationen enthalten
- Überlegen Sie sich, welche Plattform “hinter” Ihrem Account steht, auf die Sie regelmäßig verlinken möchten
- Blicken Sie über den Tellerrand: Greifen Sie interessante Meldungen anderer auf (Retweets) und beobachten Sie, wer Ihre Nachrichten aufgreift
Fortgeschrittenen, die wissen wollen, welche Applikationen und Dienste sich rund um Twitter ranken, sei “Twitterverse” von Brian Solis empfohlen – leichte Orientierungsprobleme zu Beginn sind allerdings nicht ausgeschlossen.
Übrigens: Das Rotkehlchen hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von gerade mal einem Jahr. So gesehen ist Twitter fast schon ein “Evergreen”.