Bevölkerung vertraut externen Fürsprechern mehr als Journalisten – das belegt die heute in Brüssel vorgestellte Studie unter Leitung von Prof. Dr. Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig. Sie offenbart ein hohes Maß an Misstrauen der Bevölkerung in großen europäischen Ländern gegenüber denjenigen, die das Bild von Unternehmen und anderen Organisationen in der Öffentlichkeit prägen. Im Vergleich zu Italien und Großbritannien genießen Journalisten in Deutschland weiterhin einen Vertrauensvorschuss gegenüber den formalen Vertretern von Organisationen wie Top-Managern oder PR- und Marketingverantwortlichen: Hier zu Lande wird professionellen Kommunikatoren wie Marketing- und Vertriebsmitarbeitern (49% Misstrauen) und PR-Fachleute (42% Misstrauen) besonders kritisch begegnet. Nur jeder zwölfte Bundesbürger vertraut ihren Aussagen (8-9% Vertrauen). In Großbritannien ist das Vertrauen größer (16%).
Auch das Vertrauen in Vorstände und andere Top-Manager ist in Deutschland sehr gering (9%). Annähernd jeder zweite Bundesbürger (47%) misstraut ihnen. Dagegen sind ‘normale’ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die vertrauenswürdigsten internen Botschafter für eine Organisation (15% Vertrauen).
Ein Grund dürfte das geringe Wissen in der Bevölkerung über Kommunikationsprofis sein: es gibt kein klares Bild über Aufgaben und Bedeutung. Umgekehrt haben Kommunikationsverantwortliche eine falsche Vorstellung vom Bevölkerungsvertrauen, wie ein Vergleich der Befragungsdaten aus beiden Gruppen im Studienbericht zeigt.
Die wissenschaftliche Studie wurde von Kommunikationsforschern der Universität Leipzig gemeinsam mit Kollegen der Leeds-Beckett-Universität sowie der IULM Universität Mailand im Rahmen des pan-europäischen Forschernetzwerkes EUPRERA durchgeführt. Unterstützt wurde die aus zwei Befragungen basierende Studie durch den Kommunikationsdienstleister Cision Insights, London/Frankfurt, und die Kommunikationsagentur Fink & Fuchs, Wiesbaden.
Neugierig? Detaillierte Ergebnisse zur Studie finden Sie im nachstehenden Ergebnisbericht:
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Einerseits wurde eine repräsentative Bevölkerungsbefragung in Deutschland, Italien und Großbritannien durchgeführt um ein Bild davon zu erhalten, inwieweit Bürger den unterschiedlichen Sprechern einer Organisation vertrauen – seien es die Leitung und professionelle Kommunikationsexperten, normale Mitarbeiter oder Kunden sowie externe Experten im Vergleich zu Journalisten, die über eine Organisation berichten. Andererseits führte das Forscherteam eine Befragung (ECM 2019) unter Kommunikationsverantwortlichen in den gleichen Ländern durch, um die Ergebnisse mit den Erwartungen der Kommunikationsexperten zu spiegeln.