European Communication Monitor 2018 Header

ECM 2018 – Vol 12 der weltweit größten Studie rund um strategische Kommunikation

Brüssel/Berlin, 13. Juni 2018 – Die Ergebnisse des European Communication Monitors 2018 (#ecm18) wurden heute auf dem europäischen Kommunikationskongress der Europäischen Vereinigung von Kommunikationsdirektoren (EACD) in Berlin vorgestellt.

Neben wesentlichen Trends wie Fake News und den Umgang damit untersuchte das europäische Forscherteam der EUPRERA im Rahmen der im März 2018 durchgeführten Studie Fragen rund um den Beitrag von Kommunikation zum Gesamterfolg von Organisationen. Im Detail wurden untersucht das Arbeitsumfeld für Kommunikationsverantwortliche in Europa. Arbeitseinsatz und Arbeitsstress, Jobzufriedenheit und die Treiber dafür sowie der Status von Führungskräften in Kommunikationsabteilungen und in Agenturteams. Der ausführliche Report liefert dabei Einsichten für 22 europäische Länder. Weiterführende globale Vergleiche werden durch die Global Communication Monitor Reihe in Lateinamerika und dem Asien-Pazifik-Raum sowie in diesem Jahr auch erstmalig Nordamerika abgedeckt. Erste globale Ergebnisse werden im Herbst 2018 präsentiert.

Die 12. Auflage der Untersuchung basiert auf den Aussagen von knapp 3.100 Befragten aus 48 europäischen Ländern und liefert besonders wertvolle Einsichten für Kommunikationsverantwortliche in Unternehmen und Non-Profit-Organisationen sowie Agenturen, Politik und Management. Der vollständige Report mit allen Resultaten und ausführlichen Beschreibungen zur Methode steht unter www.communicationmonitor.eu zur Verfügung.

Jobzufriedenheit und Arbeitsstress im Kommunikationssektor

Ein Längsvergleich der ECM-Befragungen 2010 und 2014 mit dem aktuellen Monitor deutet auf einen leichten Rückgang der Jobzufriedenheit hin. Besondere Indikatoren wie z.B. interessante und abwechslungsreiche Aufgaben, die Wertschätzung von Vorgesetzten oder der Jobstatus sind dabei seit 2010 rückläufig, während die Sicherheit und Stabilität, das Gefühl eines adäquaten Einkommens sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben leicht anstiegen. Insgesamt sind drei Viertel der Befragten zufrieden mit ihrer aktuellen Tätigkeit, obwohl 28,9 Prozent ihren Arbeitgeber in den nächsten zwölf Monaten wechseln und 5,2 Prozent den Kommunikationssektor generell verlassen wollen.

Job Zufriedenheit von Communikation Professionals - Agenturen liegen vorne ECM 2018Dass die Erwartungen an Kommunikationsexperten gestiegen sind, haben vorangegangene Studien immer wieder gezeigt – auch wenn diese häufig sehr vage bleiben. Einerseits erscheint es wenig überraschend, dass jede Vierte Kommunikationsfachkraft in Europa (39 Prozent) sich angespannt oder gestresst fühlt. Andererseits gibt ein Viertel an, dass sie nicht die erforderlichen Ressourcen besitzen, um mit dem Arbeitsstress adäquat umzugehen. Mittels statistischer Verfahren (Clusteranalyse) wurde eine Gruppe von 27,9 Prozent der Befragten identifiziert, die unter dem täglichen Arbeitsstress besonders leiden (fühlen sich auf ihrer Arbeit gestresst und können diesen Stress nicht kompensieren). Diese Gruppe ist besonders häufig in Portugal (43,1 Prozent), Frankreich (36,8 Prozent) sowie Österreich (35,2 Prozent) und besonders selten in den Niederlanden (16,1 Prozent) bzw. Dänemark (17,5 Prozent) anzutreffen. In Deutschland fällt jede Vierte Kommunikationsfachkraft in diese Kategorie (24,6 Prozent).

Agenturen schneiden bei Jobzufriedenheit, Leadership, Engagement und Vertrauen in die eigene Organisation am besten ab.

Kommunikationsfachkräfte, die für Kommunikationsagenturen bzw. in der Beratung oder als Selbstständige tätig sind, berichten von einer besonders hohen Zufriedenheit (79,0 Prozent). Die höchste Dichte zufriedener Kommunikatoren findet sich in den Niederlanden (86,2 Prozent), Finnland (81,5 Prozent) und Deutschland (81,2 Prozent). Der Untersuchung zufolge engagieren sich Kommunikationsexperten, die in Agenturen und Unternehmen tätig sind, stärker als Mitarbeiter in gemeinnützigen und staatlichen Organisationen.

Work Engagement und Vertrauen in das eigene Unternehmen European Communication Monitor 2018Zudem haben Profis, die in Kommunikationsagenturen tätig sind, viel mehr Vertrauen in ihre Organisationen als ihre Kollegen, die in Unternehmen, Non-Profit-Organisationen und Behörden arbeiten. Nicht zuletzt wird die Performance von Führungskräften in Agenturen deutlich höher eingeschätzt als in anderen Organisationstypen.

Führungsqualitäten machen den Unterschied

Ein förderndes Arbeitsumfeld ermöglicht es Fachkräften ihre Kompetenzen auszubauen und damit Organisationsziele zu erreichen. Die Studie untersucht erstmalig den Status der Kommunikationsabteilungen und Agenturen in Europa mittels der Bestimmung von der Organisationskultur, dem Vertrauen in die Organisation, die Leistung der Führungskräfte, die Gesamtjobzufriedenheit sowie dem Arbeitseinsatz.

Leaderhip und strategische Kommunikation Performance of Communication Leaders ECM 2018

Mittels statistischer Berechnungen wurde ein Modell berechnet, dass Engagement und damit den Arbeitseinsatz als wesentlichen Faktor identifiziert, der mit allen anderen Faktoren besonders stark korreliert. Damit wird deutlich, dass Mitarbeiterengagement durch die Führung sowohl in Teams als auch in Kommunikationsabteilungen und Agenturen besonders stark beeinflusst wird und damit auch gefördert werden kann.

Folgt man den Ergebnissen des Monitors, dann wird deutlich, dass Führungskräfte in der Kommunikationsbranche dahingehend besonders geschult werden müssen. Jeder fünfte Befragte (19,2 Prozent) gibt an, dass es seiner Führungskraft in der Abteilung bzw. in der Agentur an Führungskompetenz fehlt. Dass es hier insbesondere zwischen den Hierarchien unterschiedliche Sichtweisen gibt, bestätigt dieses Bild.

Informationsbeschaffung und Einsichten für Entscheidungsträger

In der zunehmend digitalisierten und von Medien durchdrungenen Welt sind Organisationen zunehmend gefordert auf allgegenwärtige und größer werdende Informationsströme (Big Data) zu reagieren. Dafür werden intelligente Systeme zur Datenverarbeitung und der Interpretation benötigt. Das gilt auch für Kommunikationsströme sowohl auf den eigenen als auch externen Kanälen, online wie offline. Die Beschaffung und Aufbereitung dieser Informationen für interne bzw. externe Entscheidungsträger gehört für 64,7 Prozent der Kommunikationsexperten zu einer ihrer Kernaufgaben. 68 Prozent der Befragten erhofft damit beim Management bzw. (internen) Klienten mehr Anerkennung zu finden und für 56,8 Prozent bietet es eine Möglichkeit, um sich gegenüber anderen Abteilungen bzw. Agenturen besser zu positionieren.

Strategische Kommunikation - Information Support for Decision Making ECM 2018 European Communication Monitor

Wenig überraschend überwiegen Media Monitoring Reports, die Informationen insbesondere aus traditionellen Massenmedien und Sozialen Medien zusammenstellen (74,6 Prozent liefern solche Reports regelmäßig). Clippinganalysen aus dem Printbereich werden von 54,8 Prozent täglich geliefert und Social Media Monitoring und ein Bericht dazu erfolgt lediglich bei 36,6 Prozent täglich. Dies wird von der Mehrzahl ausgelagert (56 Prozent). Lediglich 28,4 Prozent der Kommunikationsabteilungen bzw. Agenturen liefern kuratierte bzw. veredelte und damit erweiterte Newsbriefings auf einer täglichen Basis. Diese bieten Entscheidungsträger konkrete und tiefere Einsichten für strategische Entscheidungen.

Misstrauen in Zeiten von Fake News und einem volatilen Umfeld

Wirtschaftsführer und Unternehmenslenker sowie Führungskräfte in der Politik müssen in einem volatilen Umfeld ihre Organisation bzw. ihr Land führen. Drohende Handelskriege oder die Suche nach einer neuen Balance zwischen nationalen und multilateralen Interessen erschweren zukunftsweisende Strategien. Dabei erscheinen Fake News – absichtsvoll und verifiziert falsche Informationen bzw. Nachrichten – und deren Verbreitung ein weiterer Unsicherheitsfaktor. „Kommunikationsexperten können in diesen Zeiten ein Fels in der Brandung der heutigen Medienumwelt sein,“ betont Studienleiter Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig. „Sie können Organisationen ganz konkret unterstützen, indem sie die Umweltwahrnehmung der Organisation dem Management widerspiegeln, nicht nur Fake News bekämpfen, sondern ihre Organisationen auf gezielte Fake-News-Kampagnen vorbereiten und damit die Reputation verteidigen. Sie können Vertrauen aufrechterhalten und verlorengegangenes Vertrauen wiederherstellen – nicht umsonst die größte Herausforderung für die kommenden Jahre, wie die Studie belegt.“

Fake News und Strategische Kommunikation ecm European Communication Monitor 2018Trotz der anhaltenden Debatte über Fake News in Europa (die von 55,8 Prozent der Befragten im eigenen Land wahrgenommen wird und woran sich 65,5 Prozent beteiligen), erscheint dies nur für ein Viertel der Kommunikationsverantwortlichen (24,4 Prozent) von Relevanz für ihre tägliche Arbeit, weil sie zumeist selbst davon betroffen waren (22,5 Prozent). Besonders stark betroffen von Fake News sind Regierungsorganisationen, der öffentliche Sektor sowie politische Organisationen wie Parteien (44,6 Prozent waren 2017/2018 mindestens einmal davon betroffen). Mehr als die Hälfte der Kommunikationsfachkräfte aus Russland (53,2 Prozent) berichten, dass ihre Organisation mindestens einmal von Fake News betroffen war, gefolgt von Serbien, Slowenien und Polen (jeweils mehr als 40 Prozent).

Deutschland liegt mit 20 Prozentpunkten eher im Mittelfeld. Dabei werden insbesondere die Sozialen Medien als Ursprung solcher irreführender Inhalte hervorgehoben (81,3 Prozent); auch wenn ein großer Teil ebenfalls in den traditionellen Massenmedien seinen Ursprung hat (59,6 Prozent). Während die Mehrzahl auf die Expertise der Kommunikationsexperten setzt, haben lediglich 12 Prozent der betroffenen Organisationen etablierte Standards erarbeitet, um für solche Angriffe gewappnet zu sein.

Strategische Kommunikation - Fake News sind relevantes Issue ecm European Communication Monitor 2018

Forschungsleiter Professor Ansgar Zerfaß, der Universität Leipzig erklärt: „In den letzten zwölf Monaten haben wir schwerwiegende Ereignisse auf der geo-politischen Ebenen erlebt, die auch Auswirkungen auf die strategische Kommunikation hatten. Was dieses Jahr im Monitor besonders hervorsticht ist der starke Anstieg der Herausforderung für die nächsten drei Jahre Vertrauen aufzubauen bzw. zu erhalten, was von 39,5 Prozent der Befragten so gesehen wird. Der Aufschwung von Fake News und Propaganda und gleichzeitig eine Vertrauenskriese in die traditionellen Massenmedien sorgen dafür, dass öffentliche Kommunikation allgemein und der Kommunikationssektor insbesondere stärker als je zuvor umkämpft sind. Der öffentliche Meinungskampf hat ein selten gesehenes Ausmaß angenommen, sowohl in der Online- als auch der Offlinewelt.“

Der Communication Monitor weltweit

Der European Communication Monitor (ECM) wird jährlich von dem europäischen Forschungsverband European Public Relations Education and Research Association (EUPRERA) sowie dem Verband für Kommunikationsdirektoren European Association of Communication Directors (EACD) durchgeführt. Unterstützt werden die Organisatoren dabei von PRIME Research, einem globalen Dienstleister für strategische Medienbeobachtung und Kommunikationsanalysen der Cision Gruppe, dem Magazin Communication Director sowie der Kommunikationsagentur Fink & Fuchs als Digitlal Communication Partner. Gemeinschaftliche Studien in Latein- und Nordamerika sowie im Asiatisch-Pazifischen Raum machen die Studie zur weltweit größten akademisch fundierten Studienreihe.

Hier der komplete Studienbericht

[slideshare id=102268767&doc=ecm18-europeancommunicationmonitor-2018-180613072429]

Veröffentlicht von

Stephan Fink

Stephan Fink, Member of the Board & CEO of communications agency Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden, Berlin, München