Wie die Bundesregierung jüngst in einer Studie herausgefunden hat, nutzen immer mehr Unternehmen beim Recruiting Informationen aus Social Networks. Auch wenn der Stern jüngst titelte “Firmen spähen Bewerber online aus”, ist dies keine wirklich neue Erkenntnis. Personaler schauen via Google, Yasni oder 123people wer sich bei ihnen bewirbt und Bewerber stellen sich via Xing, Facebook oder Online-Stellenmärkte selbst dar. Mittlerweile binden Bewerber ihre Online-Profile aktiv in Bewerbungsprozesse ein und gestalten diese natürlich auch entsprechend weiter.
Dass noch nicht alle die Karriere-Relevanz der eigenen “Internet-Identität” begriffen haben, hat sich mittlerweile auch aufgrund von Negativ-Beispielen wie “Jobverlust durch Twitter” oder “Kein Einstellungsgespräch wegen Party-Bildern in Facebook” rumgesprochen. Es ist zu vermuten, dass die Bundesregierung mit dieser Studie Impulse für den bewussten Umgang mit dem Internet geben und einen Beitrag zur Entwicklung der entsprechenden Medienkompetenz leisten möchte.
In der Tat scheinen Mitarbeiter im Umgang mit diesem Thema vorsichtiger zu werden. So ermittelte eine Untersuchung von StepStone, dass 21,9% der befragten 4.446 Fach- und Führungskräfte überhaupt auf eine Mitgliedschaft in Linkedin, Xing & Co verzichten. Weitere 35,7% wollen sehr vorsichtig mit ihren Einträgen umgehen.
Dass Web 2.0-Tools und Social Media Plattformen beim Employer Branding, also in Recruiting-Prozessen und auch bei der allgemeinen Mitarbeiterkommunikation zunehmend wichtiger werden, belegen auch die Ergebnisse der jüngsten Fink & Fuchs Umfrage zu diesem Thema. So gab rund die Hälfte der Befragten an, dass man beim Aufbau der eigenen Arbeitgebermarke und bei Recruiting-Prozessen aktiv Social Networks nutze. Erheblich weniger Teilnehmer gaben an, eigene Web 2.0-Plattformen wie Blogs zu betreiben. Das verwundert, denn aktuell drängt die Generation “Digital Natives” ins Berufsleben. Diese stehen auf der Wunschliste von Unternehmen ganz oben und für sie macht es keinen Unterschied, ob sie “virtuell” oder “real” aktiv sind – privat, bei der Jobsuche, in Bewerbungsprozessen oder bei der Arbeit.
Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis wann Web 2.0-Tools im “Kampf um die besten Köpfe” und in der Mitarbeiterkommunikation zur Standardausstattung von Unternehmen gehören werden. Denn die bereits vorhandene “technische Ausstattung” und die im Web 2.0 entstandene Kultur der Offenheit, Vernetzung und Transparenz dürften in absehbarer Zeit zum selbstverständlichen Bestandteil des “Erwartungskatalogs” der gut qualifizierten Mitarbeitern gehören, die alle Unternehmen suchen.