Wie wird Journalismus wirklich digital? Wie findet man die Schnittstelle zwischen Content und Technologie? Die Sprecher des Scoopcamps 2013 in Hamburg sind sich einig: Innovation darf nicht nur in der Technologie stattfinden, sondern muss jetzt insbesondere auf journalistischer Ebene, den Content betreffend, umgesetzt werden.
Denn viele Leser nehmen Informationen nicht mehr auf – so der Investigativjournalist Charles Lewis. Falschmeldungen und gezielte Lügen von Politikern setzen sich schnell in den Köpfen der Menschen fest und das sei äußerst erschreckend. Auch gebe es zwar immer mehr PR-Manager, während die Zahl der Journalisten sinke. Das Verhältnis sei inzwischen bei etwa 4:1 angekommen. „That’s not a good sign!“, sagt Lewis.
Kooperationen und Interaktivität
Eine wichtige Komponente des innovativen Online-Journalismus ist „New Storytelling“, also eine neue Art Geschichten zu erzählen. Dabei spielen Kooperationen und Interaktivität eine zukunftsweisende Rolle. Die aktive Einbindung der Leser steht im Vordergrund: Schlagwörter sind unter anderem die Phänomene crowd sourcing und fandom. Aber auch andere Trends weisen den Weg in die digitale Zukunft des Journalismus, wie Transmediales Erzählen oder gar News Games. Im Projekt “Game the News” werden in kürzester Zeit Computerspiele entwickelt, die aktuelle Nachrichtenthemen aufgreifen. User setzen sich so „spielend“ mit aktuellen Medienthemen auseinander. Eines der neuen Spiele heißt „Endgame Syria“ …
Journalisten möchten über das Web in engeren Kontakt mit ihrer Leserschaft treten, deren Wissenspotenziale nutzen, zur Mitarbeit und Interaktion motivieren und so eine immer größere Community gewinnen, die dem Medium treu folgt und die Journalisten mit neuem Input versorgt.
Was heißt das für uns PR-Leute?
Wir wagen einen Blick in die Glaskugel unserer Arbeit in der Zukunft: Wir müssen über die neuen digitalen Formen der Interaktion und der Nachrichtenaufbereitung Bescheid wissen, sie uns aneignen und uns über Zukunftstrends auf dem Laufenden halten. Digital Collaboration wird auch die PR betreffen: Wir werden ein Teil der jeweiligen Communities, die den Journalisten interaktiv Input liefert. Dabei wird Content anders aufbereitet und angeboten werden müssen, z.B. über Kommentar-Funktionen statt Pressemeldungen oder den Versand von Themenpitches. Auch Owned Media nimmt an Bedeutung zu, wie die aktuellen Debatte rund um Content Marketing zeigen.
Ferner werden die Recherchen via Social Media immer professioneller betrieben – dies unterstreicht die wachsende Bedeutung von Social Media in der täglichen Arbeit im Journalismus. Insgesamt werden Online-Recherchen für Journalisten zunehmend über neue Tools vereinfacht, ein Beispiel hierfür ist das Tool AXES, welches den Zugang zu audiovisuellen Archiven erlaubt.
Lesenswert zu diesem Thema ist auch ein aktueller Beitrag von Thomas Mickeleit zur “Zukunft der PR” – er beschreibt, wie PR zukünftig Storytelling, Content Marketing und Co. einsetzen sollte.
Ich würde sagen: es bleibt spannend!