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Arbeiten 4.0: Zweckgemeinschaft oder kann es Liebe werden?

Fakt ist: Unsere Arbeitswelt hat sich gewandelt, die Digitalisierung hat in den Arbeitsumgebungen von Unternehmen Einzug gehalten. Veränderungen am Arbeitsplatz stehen an und fordern sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer im Umgang mit Themen wie KI (Künstliche Intelligenz), Digital Workplace und Arbeiten 4.0. Nicht nur den technischen Herausforderungen müssen wir uns stellen, sondern auch den emotionalen: Gefühle kommen mit ins Spiel … wie gehen wir mit Freude und Begeisterung, aber auch Frust, Angst oder Sorge und Überforderung zum Thema um?

In Kooperation mit Civey haben wir Erwerbstätige in Deutschland einerseits nach ihrer „Seelenlage“ im Hinblick auf die Digitalisierung der Arbeitswelt befragt, andererseits wollten wir erfahren, wie herausfordernd sich der digitale Wandel ihrer Arbeitsumgebung darstellt. Den einzelnen Ergebnissen der Umfragen vorausgeschickt: Über den Status der Zweckgemeinschaft sind wir längst raus! Doch wie im echten Leben bedarf es für eine echte Liebesbeziehung noch viel gegenseitiges Verständnis, Vertrauen und Flexibilität!

Wie erleben Mitarbeiter heute bereits den digitalen Wandel?

Es sind die vor allem Berufserfahrenen im Alter von 30 bis 39 Jahren, die die digitale Veränderung ihres Arbeitsplatzes positiv bewerten (31,0 % gegenüber 23,0 % im allgemeinen Durchschnitt). Diese Freude geht mit einer guten Portion Unsicherheit einher (17,4 %). Negative Gefühle wie Sorge, Frust oder gar Angst (3,3 %) rangierten bei den 14.500 Teilnehmern der Umfrage jedoch abgeschlagen auf den hinteren Rängen (Stand 20. August 2019). Tendenziell scheinen die Vorbehalte bei Beschäftigten 40+ etwas größer zu sein.

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Die größte Freude (28,0 %) und Zufriedenheit (21,3 %) kommt also nicht bei den jüngsten Arbeitnehmern auf (18 bis 29 Jahre). Deren Erwartungen an digitales Arbeiten und digitale Workflows sind offenbar überdurchschnittlich hoch, weshalb sie auch mit 18,9 % fast am stärksten mit der betrieblichen Realität (Unsicherheit) hadern.

In der Tat fällt der Realitäts-Check durchwachsen aus. Mit digitalen, kollaborativen Tools (etwa Skype oder Google Docs) arbeiten von den knapp 4.000 Teilnehmern einer weiteren Umfrage auf Civey nach nur 19,0 % ‚sehr häufig‘. Für die klare Mehrheit gehören digitale Arbeitsmittel nicht zur Routine. Mehr noch: 43,2% hatten daran auch gar kein Interesse – und 7,1 % davon sogar noch nie etwas gehört (Stand 2018).

Eine weitere Erhebung fragte nach den größten Vorteilen eines digitalen Arbeitsplatzes. Knapp 22.000 Teilnehmer lieferten ein klares Ergebnis: Örtliche und zeitliche Flexibilität noch vor selbstbestimmtem Arbeiten sowie dem Gewinn an Schnelligkeit und Effektivität. Dabei stand Selbstbestimmung vor allem bei Beschäftigten 50+ hoch im Kurs.

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Was wünschen sich die Erwerbstätigen in Deutschland von einem digitalen Arbeitsplatz? Auch hier antworteten die rund 17.000 Teilnehmer auf Civey mit großem Abstand: Zeitliche Flexibilität (44,8 %). Dagegen stehen virtuelle Teamarbeit (4,2 %) und virtuelle Assistenten (3,8 %) am seltensten auf dem Wunschzettel (Stand August 2019). „Mehr Assistenz“ erwarten am häufigsten übrigens nicht Arbeitnehmer 50+ , sondern die 18- bis 29-Jährigen und die 30- bis 39-Jährigen. Also jene, die den digitalen Veränderungen der Arbeitswelt mit besonderer Freude entgegenblicken.

Wie bewerten wir persönlich die digitalen Veränderungen am Arbeitsplatz?

Im Durchschnitt bleibt es (noch) eine Zweckgemeinschaft: 13,1 % der Befragten empfinden den digitalen Arbeitsplatz aktuell als sehr herausfordernd, 26,7 % als eher herausfordernd. Das sind zusammen mehr als ein Drittel der 13.800 Studienteilnehmer. Ein weiteres gutes Drittel (33,6 %) sieht es mit „gemischten Gefühlen“ und wägt ab. So gesehen ist der Anteil der „Sorglosen“ von 26,6 % (18,0 % “kaum herausfordernd” und 8,6 % “gar nicht herausfordernd”) geringer.

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Betrachten wir die Ergebnisse noch etwas differenzierter und schauen uns die Altersgruppen im Einzelnen an, so fällt im Vergleich zu den Durchschnittswerten eine (stark) gegenläufige Tendenz auf: die 30- bis 39-Jährigen betrachten mit 34,1 % den digitalen Wandel als nicht herausfordernd – bei den 18- bis 29-Jährigen zeichnet sich mit 33,7 % ein ähnliches Bild ab. Aber aufgehorcht: knapp 40 % der „Youngsters“ sehen andererseits ganz klar die persönlichen Veränderungen und Herausforderungen im Joballtag! Getoppt wir dies nur noch mit 40,8 % von den 40- bis 49-Jährigen Erwerbstätigen. Es klingt wie ein Paradoxon, doch die Studie zeigt: Unternehmen sind gefordert, die Digitalisierung „human“ voranzutreiben und dabei den Menschen konsequent in den Mittelpunkt zu stellen.

Und als kleine Randnotiz für die Diskussion der Verteilung der Geschlechterrollen im digitalen Berufsleben: Im Durchschnitt sehen Männer die Veränderungen ihres beruflichen Umfeldes mit 42,5 % herausfordernder als ihre Kolleginnen mit „nur“ 37,1 %.

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Fazit: Kann es (trotzdem) Liebe werden?

Der Weg ist das Ziel! – Klingt abgedroschen?! Nein, denn wie in allen Beziehungsfragen oder Entwicklungen ist es die Erkenntnis, dass es der Mensch ist, der als soziales Wesen versteht und empfindet, nicht die Sache. Wichtig ist – und das haben uns die Ergebnisse der Civey-Studie gezeigt -, den emotionalen Blick auf die technischen Herausforderungen nicht zu unterschätzen! Speziell im „Digitalen Wandel unserer Zeit“ liegt es an uns als Mensch, die Maschine oder Computer und Roboter als das zu betrachten, was sie sind: eine Hilfe für die Arbeiten, die wir leisten wollen. Dann bleibt uns die Zeit „Outside the box“ zu denken und die wirklich wichtigen und besonderen Dinge im persönlichen Alltag und im Berufsleben voranzutreiben – in der Arbeitswelt 4.0 und im Personalmanagement 4.0!

Weitere Antworten auf die Frage: Wie erleben Mitarbeiter den digitalen Wandel?

https://www.ffpr.de/2019/07/15/frage-des-monats-wie-erleben-mitarbeiter-den-digitalen-wandel/