Die Anfänge der Cebit – „Centrum der Büro- und Informationstechnik“ habe ich nicht bewusst erlebt. Als 1970 für die CeBIT als Bestandteil der Hannover Messe Industrie mit der Halle 1 die größte Messehalle weltweit errichtet wurde, saß ich in der Sexta. Von Computern und Informationstechnik hatte ich bis dahin ausschließlich im Zusammenhang mit der Mondlandung gehört. Das blieb auch lange so.
Meine persönliche CeBIT-Geschichte begann 1985, als die CeBIT letztmals zusammen mit der Industriemesse zusammen stattfand. Ich besuchte die Messe mit einem meiner ersten Kunden Lauer & Wallwitz, einer Schmiede für Software-Entwicklungstools rund um Turbo-Pascal, C++, etc..
Der Besuch lohnte sich. Ich gewann bei einer Verlosung eine Maus, die ich mir in einer ca. 8qm Box im amerikanischen Gemeinschaftsstand bei einer Firma namens Microsoft abholte. Da ich keinen MS-DOS PC hatte sondern einen Apple II kompatiblen Rechner, verkaufte ich die Maus direkt auf der Messe für 400,- DM (deutlich unter Marktpreis) an einen befreundeten Programmierer.
Von da ab habe ich jede CeBIT besucht, bis auf die letzten drei. Die habe ich geschwänzt. Das heißt über 30 Jahre „Spring Break“ in Hannover mit Aufenthalten von drei bis zehn Tagen. Ich habe in Summe eine knappes halbes Jahr meines Lebens dort verbracht, mit entsprechend vielen Übernachtungen in den unterschiedlichsten Privatquartieren – neudeutsch BnBs.
Das jährliche „Klassentreffen“ mit Kunden, Journalisten (bis zu 10.000 waren akkreditiert) und vielen anderen interessanten Menschen begann immer morgens im Stau und endete nie vor 10.00 Uhr abends auf irgendeinem Event oder bei einem Essen mit unserem Team vor Ort.
Bei den Eröffnungsveranstaltungen konnte ich unsere KanzlerInnen, die Staatspräsidenten der Gastländer und die Super-Heroes der Digitalindustrie erleben und tagsüber gab es jede Menge Austausch, oft auch über „“Sinn oder Unsinn der CeBIT“.
Die CeBIT war immer gut für neues Brainfood, den Überblick über die Branche und die Vernetzung. Da war 1987 die SchneeBIT mit knapp einem Meter Neuschnee, zur Jahrtausendwende der Gipfel mit über 800.000 Besuchern und in den letzten Jahren der stete Bedeutungsverlust der CeBIT.
Für Fink & Fuchs war die Cebit bis weit ins neue Jahrtausend der Hotspot im Agenturjahr. Zum Marketing-Höhepunkt vieler unserer Kunden hatten wir entsprechend viel zu tun. In der Spitze verbrachten KollegInnen in Summe über 150 Frau-/Manntage vor Ort für eine oft zweistellige Zahl an Presseveranstaltungen mit bis zu 500 Teilnehmern, hunderte Interviews und mit tausenden von Pressemappen.
In Verbindung mit den vielfältigen Vorarbeiten wie Previews, Kundenzeitungen, Mailingstrategien und entsprechenden Digitalaktivitäten fand unser „Weihnachtsgeschäft“ über zwei Jahrzehnte im März statt.
1998 wurden wir sogar Immobilienbesitzer auf der CeBIT, mit dem Kauf eines sogenannten Trelements auf dem Dach der Halle 1. Der 115qm große Pavillon war unsere Homebase für Hintergrundarbeiten, Einzelgespräche, kleine Kundenveranstaltungen und unsere CeBIT-Partys mit bis zu 200 Gästen.
Nun hat sich die CeBIT still verabschiedet. Auch wenn viele die Messe nicht wirklich mochten, hätte sie vielleicht einen würdevolleren Abgang verdient.
Als weltweiter Marktplatz für Digitales und größter Treffpunkt der globalen IT-Community hat die CeBIT über Jahrzehnte einen großen Beitrag zur – von vielen anscheinend erst in den letzten Jahren entdeckten – Digitalen Transformation geleistet.
Danke nach Hannover – es war uns meist ein Vergnügen.