Obwohl jede vierte Organisation von Fake News betroffen ist, haben lediglich 12 Prozent elaborierte Routinen entwickelt, um gezielte Falschinformationen als solche zu erkennen und adäquat darauf zu reagieren, wie eine heute veröffentliche Studie belegt
Brüssel/Berlin, 13. Juni 2018 – Dass Fake News nicht nur eine leere Worthülse in politischen Debatten ist, sondern auch konkret eine Gefahr für Unternehmen und andere Organisationen darstellt, zeigt eine heute veröffentlichte Studie der europäischen Forschungsgemeinschaft EUPRERA unter Kommunikationsexperten aus 48 Ländern. Die Ergebnisse der Befragung des European Communication Monitors 2018 wurden heute auf dem europäischen Kommunikationskongress der Europäischen Vereinigung von Kommunikationsdirektoren (EACD) in Berlin vorgestellt.
Demnach berichten Kommunikationsfachkräfte aus Russland (53,2 Prozent) über den stärksten Einfluss von Fake News auf ihre Organisationen, gefolgt von Serbien, Slowenien und Polen (jeweils mehr als 40 Prozent). Im Gegensatz dazu waren Organisationen in Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Tschechien im letzten Jahr deutlich weniger betroffen (unter 17 Prozent). Deutschland (20 Prozent) rangiert mit den Niederlanden, Italien, Spanien sowie Schweden im Mittelfeld.
Fake News betreffen vor allem Regierungsorganisationen und den öffentliche Sektor
Besonders stark betroffen von absichtsvoll und verifiziert falschen Informationen und deren Verbreitung sind Regierungsorganisationen, der öffentliche Sektor sowie politische Organisationen wie Parteien (44,6 Prozent waren 2017/2018 mindestens einmal davon betroffen).
Dabei werden insbesondere die Sozialen Medien als Ursprung solcher irreführender Inhalte hervorgehoben (81,3 Prozent); auch wenn ein großer Teil ebenfalls in den traditionellen Massenmedien seinen Ursprung hat (59,6 Prozent) aus Sicht der Kommunikationsprofis. Aber nicht nur externe Medien, sondern auch interne Medien wie Intranets können Ursprung irreführender Inhalte sein (14,3 Prozent).
Trotz der realen Gefahr in Bezug auf die Reputation oder die Marke von Unternehmen, erscheint es verwunderlich, dass ein Drittel der europäischen Kommunikationsexperten dieser Debatte keine größere Aufmerksamkeit zollen. Dies geschieht zumeist erst dann, wenn man selbst davon betroffen ist: Lediglich für ein Viertel der Befragten (24,4 Prozent) haben Fake News eine Relevanz bei der täglichen Arbeit. Während die Mehrzahl auf die Expertise der Kommunikationsexperten setzt, haben lediglich 12 Prozent der betroffenen Organisationen etablierte Standards erarbeitet, um für solche Angriffe gewappnet zu sein.
Es geht um Schutz der Reputation vor Fake News
Der Leiter der Studie, Professor Ansgar Zerfaß von der Universität Leipzig, verweist auf die Kernaufgabe von Kommunikationsmanagern die Reputation der Organisation in einer volatilen Welt zu schützen und sie gegen Angriffe zu verteidigen: „Glaubwürdige Inhalte, glaubwürdige Führungskräfte und glaubwürdige Organisationen sind wie ein Fels in der Brandung dieser instabilen Welt.“ Inge Wallage vom europäischen Verband für Kommunikationsdirektoren (EACD) fügt hinzu: „Die heutige Medienlandschaft verlangt es Kommunikationsfachkräften ab, ohne Unterlass sofort über eine Vielzahl unterschiedlicher Kanäle zu reagieren. Die Studie liefert wesentliche Befunde für die Praxis, die ihre Standards weiterentwickeln muss, um weiterhin Wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Die europaweite Studie im Bereich der strategischen Kommunikation basiert auf knapp 3.100 Befragten aus 48 Ländern. Der Report mit allen Resultaten und ausführlichen Beschreibungen zur Methode steht unter www.communicationmonitor.eu zur Verfügung.
Der European Communication Monitor (ECM) wird jährlich von dem europäischen Forschungsverband European Public Relations Education and Research Association (EUPRERA) sowie dem Verband für Kommunikationsdirektoren European Association of Communication Directors (EACD) durchgeführt. Unterstützt werden die Organisatoren dabei von PRIME Research, einem globalen Dienstleister für strategische Medienbeobachtung und Kommunikationsanalysen der Cision Gruppe, sowie der Kommunikationsagentur Fink & Fuchs. Gemeinschaftliche Studien in Latein- und Nordamerika sowie im Asiatisch-Pazifischen Raum machen die Studie zur weltweit größten akademisch fundierten Studienreihe.
Hier der komplette Studienbericht:
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