Hannover Messe 2014: Industrie 4.0 zum Anfassen

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Intelligente Maschinen waren eins der großen Themen auf der Hannover Messe. (Foto: Deutsche Messe AG)

„Achtung, hier kommt das nächste Bauteil für Dich!“ – So oder ähnlich könnte die Meldung eines Roboters an seinen maschinellen Nebenmann in der Produktion lauten. Überall waren diese intelligenten Maschinen in der vergangenen Woche auf der Hannover Messe im Einsatz. Denn auch in diesem Jahr ging es bei der weltgrößten Industrieschau um Anlagen und Produkte, die selbstständig miteinander kommunizieren.

Wie weit die Branche bereits auf dem Weg zu dieser integrierten Industrie ist, zeigten die rund 5.000 Aussteller. 51 Prozent von ihnen kamen aus dem Ausland. Nach Deutschland mit rund 2.500 Teilnehmern folgten China mit gut 500, Italien mit 267 und das diesjährige Partnerland Niederlande mit 230 Teilnehmern.

Waren im vergangenen Jahr viele Experten noch der Meinung, dass der Durchbruch von Industrie 4.0 noch bis mindestens 2020 dauern würde, kommt das Internet der Dinge nun schneller, als viele glauben. Das Rennen um die nächste Revolution ist in vollem Gange. Für Deutschlands Industrie ist das die große Chance, sich weiter als Spitzenreiter in der Welt zu positionieren. Doch die USA und China investieren ebenfalls Milliarden, so der für die Hannover Messe zuständige Vorstand der Deutschen Messe AG, Jochen Köckler. Und dies geschieht oftmals auf unkonventionellere Art und Weise als bei den weniger pragmatisch und abwägend vorgehenden Deutschen.

Daher muss Good Old Germany darauf achten, nicht auch auf diesem Gebiet ins Hintertreffen zu geraten. US-Firmen wie AT&T, Cisco, GE, IBM und Intel haben vor Kurzem das „Industrial Internet Consortium“ gegründet, um hier verlorenes Terrain schnell aufzuholen. Ziel ist es, Hindernisse auf dem Weg zur Vernetzung der physischen und der digitalen Welt abzubauen und Standards zu setzen, um damit – wie in der IT-Industrie – unverrückbare Pflöcke einzuschlagen. Auch der Spiegel beschreibt derzeit in seiner vierteiligen Serie zur Digitalen Revolution sehr schön den Kampf der US-Digitalwirtschaft um den Einstieg in die Welt der Dinge und die Herausforderungen der Hersteller von Produkten bei der Integration des Digitalen und den damit verbundenen Wettlauf um die Daten des Kunden, der Gadgets, usw. für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

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Die Entwicklung des Internet of Things. Quelle: Future Internet Report (UK Future Internet Strategy Group)

Eigentlich sind die Voraussetzungen in Deutschland brillant: bestens ausgebildete Ingenieure, marktführende Stellung in der Produktionstechnologie, große Fähigkeiten zur systemischen Innovation und all die Hundertschaften mittelständisch geprägter Hidden Champions. Das unterstreicht auch der neue VDE-Trendreport 2014, der auf der Hannover Messe vorgestellt wurde und auf einer Umfrage unter den 1.300 Mitgliedsunternehmen des Verbandes der Elektroindustrie sowie von Hochschulen basiert. Die Schattenseite: Nach einhelliger Meinung der Befragten nimmt der Wettbewerb um die besten Köpfe zu. Sowohl Unternehmen wie auch Hochschulen klagen über personelle Engpässe – und das in einem Moment, in dem es gilt, besonders die Software-Kompetenz in der Industrie deutlich zu erhöhen.

Im nächsten Schritt wird es nun darum gehen, die Akteure noch besser zu vernetzen. Neben den Ingenieuren müssen auch die Marketiers und Kommunikatoren eine gewichtigere Stimme bekommen. Nicht nur Businessverantwortliche müssen erkennen, was digitales Business und die damit verbundenen Veränderungen bedeuten und dass die Digitalisierung disruptiv ist und völlig neue Geschäftsmodelle hervorbringen kann. Alle Stakeholder müssen kommunikativ “mitgenommen” werden, denn der Aufklärungs- und Erklärungsbedarf ist nicht gerade klein. Das Wissen um die Veränderungen, die Technologie ermöglicht, muss gestärkt werden.

Ein Beispiel dafür ist die Kampagne “FIT für Industrie 4.0” unseres Kunden Freudenberg IT. Auch Kunde Cisco treibt das “Internet der Dinge” voran und Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG stellte erst kürzlich das Buch „The Digital Enterprise – The Moves and Motives of the Digital Leaders“ vor. Darin illustrieren namhafte Gastautoren anhand von mehr als 20 Fallbeispielen, wie die IT die Arbeitswelt von morgen revolutioniert und welche Auswirkungen die Digitalisierung in den Unternehmen auf die Gesellschaft haben wird.

Denn schließlich geht es nicht allein um eine zukunftsfähige, digitale Industrie, sondern auch um die Neugestaltung der Art und Weise des Wirtschaftens im 21. Jahrhundert. Die Wirtschaft der Zukunft wird anders funktionieren. Sie wird kundenindividueller, dezentraler und ressourceneffizienter. Wie die neuen Wertschöpfungsketten aussehen, ist noch unklar. Aber Deutschland muss beherzter die Chancen sehen und nutzen und darf nicht (wieder) zu ängstlich sein. Nur so können wir mit Industrie 4.0 unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen und auch die Produktion am Standort Deutschland halten. Diese Art der Appelle gab es hier und dort auf der diesjährigen Hannover Messe. Ob sie auf fruchtbaren Boden fallen werden? Am 13. April 2015 wissen wir mehr. Dann öffnet die nächste Industriemesse in Hannover ihre Tore.

Veröffentlicht von

Michael Zell

Michael Zell, Stakeholder Communication, Senior Director Customer Strategy, Kommunikationsagentur Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden, Berlin, München