Es erinnert ein wenig an früher: Da war der Gang zum Briefkasten mitunter die erste Tat am Morgen. Heute ist es der Blick auf das Smartphone, um das E-Mail-Postfach auf neue Nachrichten zu checken. Und nicht nur das: Einer aktuellen Erhebung der Initiative D21 zufolge liegt der Anteil der Deutschen, die das Internet über mobile Endgeräte nutzen, in Deutschland inzwischen bei 40 Prozent (2012: 27 %), Tendenz steigend. Den größten Vorteil der mobilen Internetnutzung sehen die Befragten in der schnellen Verfügbarkeit (94 %) sowie in der Vielzahl (91 %) von Informationen.
Was bedeutet das für die von Unternehmen bereit gestellten Inhalte? Ob E-Mail, Newsletter, Webseite, Facebook oder Social Media Newsroom: Werden die Informationen nicht richtig dargestellt, ist nicht nur der Nutzer verärgert. Auch kommt die Information schlicht und einfach nicht an. Mobile Content stellt Kommunikatoren vor völlig neue Herausforderungen.
Es ist sinnvoll, sich vor jeglicher Änderung beziehungsweise Anpassung der eigenen Angebote im Web die Auswirkungen des sich durch mobile Endgeräte wandelnden Medienkonsumverhalten abzuschätzen und sich zu fragen: Wer ist meine Zielgruppe? Welche Inhalte suchen die Empfänger? In welchem Kontext gehen diese Personen auf unsere Seite? Ist es sinnvoll, alles zu zeigen oder sind nur bestimmte Inhalte in diesem Moment relevant? Die Antworten auf diese und weitere wichtige Fragen sind Basis einer Mobile-Strategie. Steht diese, kann überlegt werden, wie die Umsetzung aussehen kann. Rein technisch gibt es derzeit drei gängige Optionen, um die Darstellung von Inhalten auch für mobile Endgeräte anzupassen:
Responsive Design
Verfügt eine Webseite über ein responsive Design, passt sie sich der Browsergröße des jeweiligen Endgerätes an, mit dem sie aufgerufen wird – egal, ob es nun ein Tablet, ein Smartphone oder Laptop ist. Der Initialaufwand für die Programmierung ist zwar vergleichsweise hoch, dafür aber besteht eine relativ hohe Sicherheit, dass die Webseite immer korrekt angezeigt wird. Auch behält der Webseiten-Betreiber einen hohen Grad an Kontrolle darüber, was dem Nutzer wann angezeigt wird. Aktuell ist diese Form der Anpassung die am weitesten verbreitete und meist auch sinnvollste Lösung. Es gutes Beispiel hier ist die neue Website von Hahnemühle.
Mobile Web-App
Wer eine schnelle Lösung sucht und in erster Linie Inhalte bereitstellen möchte, die auch offline verfügbar sind, sollte über eine Web-App nachdenken. Realisiert wird diese meist über ein Plugin, zum Beispiel für WordPress-Seiten. Ein interessanter Anwendungsfall ist die „mobile Pressemappe“. Die Inhalte sollten jedoch eine Gesamtgröße von 5, maximal 10 MB nicht übersteigen. Die App aktualisiert sich eigenständig, sobald eine Internetverbindung verfügbar ist. Oft stellt sich die Frage: Wo ist da der Unterschied zu einer „normalen“ App? Die Antwort ist simpel: Eine „normale“ App greift in der Regel auf Hardwarefunktionen des Endgerätes zu, beispielsweise auf die Kamera oder die Soundausgabe. Das ist bei der Web-App nicht der Fall. Die Inhalte werden bei dieser Form automatisch so organisiert, dass sie auf dem Endgerät korrekt angezeigt werden – es gibt jedoch weniger Einflussmöglichkeiten als beim responsive Design.
Separate Seite
Die Entwicklung einer eigenständigen mobilen Seite als Ergänzung zur Webseite rentiert sich eigentlich nur für größere Content-Anbieter oder Netzwerke wie XING oder LinkedIn. Sowohl der Entwicklungs- als auch der Pflege-Aufwand sind sehr hoch, da es sich in der Regel um ein separates CMS handelt.
Darüber hinaus gibt es ein paar einfache Regeln, die unabhängig von der Erstellung einer Strategie für Mobile Content und Anpassung der Webseite direkt angewendet werden können:
- Die Grundregel lautet: Der präsentierte Inhalt muss interessant und für den Nutzer relevant sein. Ist das nicht der Fall, verlässt der Nutzer die Seite so oder so, selbst wenn der Inhalt perfekt dargestellt wird.
- Bereits bei Texten im Web gilt, diese möglichst kurz zu halten, durch Zwischenüberschriften aufzulockern und vor allem mit einer knackigen, kurzen Headline zu versehen. Für Mobile gilt das umso mehr: Je länger die Headline, desto höher ist die Gefahr, dass Informationen verloren gehen – denn User scrollen nicht gerne horizontal.
- Als Schriftart sollte für kurze Texte eher eine serifenlose Schrift wie Arial oder Verdana gewähllt werden. Für längere Texte hingegen ist eine Schrift mit mäßigen Serifen sinnvoll.
- Grafiken sollten adaptiv sein, also sowohl in kleinem als auch in großem Format gut dargestellt werden. Auch bei Bildern in sozialen Netzwerken kann man im Vorfeld beeinflussen, ob sie gut dargestellt und nicht abgeschnitten werden: Für Facebook etwa eignen sich am Besten quadratische Bilder.
- Links sollten über einen Shortener wie Bit.ly gekürzt werden. Nichts ist nerviger als ein langer Link, der mehrfach umgebrochen wird und den gesamten Display einnimmt. Praktischer Nebeneffekt: Bei Bit.ly kann getrackt werden, wie oft der Link angeklickt wurde.
- Eine besondere Rolle spielen Bedienelemente wie Links und Buttons. Wer schon einmal mit einer kleinen Tastatur auf Smartphones gekämpft hat weiß, wie wichtig nicht nur die Größe, sondern vor allem auch der Abstand der einzelnen Elemente ist. Der Nutzer sollte nicht gezwungen sein, erst größer zoomen zu müssen, um die Elemente treffen zu können.
Aus meiner Sicht ist „Mobile Content“ kein Trend, sondern eine Entwicklung, die in Richtung “Mobile First” geht. Bereits seit Jahren zeichnet sich eine fortschreitende Mobilisierung ab – und Unternehmen sollten am Besten jetzt in adäquate Lösungen investieren, um ihre Zielgruppen auch mobil mit einem nutzerfreundlichen und attraktiven Webangebot anzusprechen.
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