„Energiewende“ – viele Bürger können diesen Begriff schon nicht mehr hören. Erst der Aufstieg der umweltfreundlichen Solarenergie, angetrieben durch die Solarförderung, dann Fukushima und das plötzliche Abschalten vieler Kernkraftwerke.
Jetzt wird die Solarförderung wieder gestrichen, Bürger stören sich an Windkrafträdern in der Landschaft und zu guter Letzt kommt auch der unbedingt notwendige Netzausbau nur schleppend voran. Dafür werden wieder alte Kohlekraftwerke hochgefahren, die die Klimaziele infrage stellen.
Es ist ein Auf und Ab. Kaum verwunderlich, dass die Öffentlichkeit verwirrt bis genervt ist. Zwar wollen alle eine klimafreundliche Zukunft, doch der Weg dorthin ist ein sehr steiniger. Die Energiewende wird kontrovers diskutiert und schaut man sich die Bemühungen der Bundesregierung an, so scheint es als wüsste eigentlich niemand, welcher Weg der richtige ist. Die Wirtschaft ist sich einig: Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen stimmen, erst dann können auch Unternehmen richtig loslegen. So auch der Tenor der Stimmen, die wir im Rahmen der Hannover Messe Ende April eingefangen haben.
Interessant ist, welche Maßnahmen einzelne Akteure ergreifen, um den öffentlichen Diskurs mitzubestimmen (vollständige Statements siehe Video). So setzt beispielsweise Fuhrländer, Hersteller von Windenergieanlagen, gezielt auf Transparenz, um die Akzeptanz und das Verständnis für Windenergie zu stärken. Regelmäßige Werks- und Anlagenführungen sowie Vorträge, unter anderem bei Bürgerversammlungen, sollen der vorherrschenden Scheu und Skepsis entgegen wirken. Andere Windenergieunternehmen lecken dagegen derzeit ihre Restrukturierungs-Wunden.
Der Industriekonzern ABB vertraut vor allem auch auf Messepräsenzen und Podiumsdiskussionen. Von großer Bedeutung ist in diesem Gesamtgefüge die Kommunikation der Branchenverbände: Sie sorgen für die Vernetzung der Branche untereinander und vertreten als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Medien/Politik die Bedürfnisse der Unternehmen.
In Anbetracht der deutlichen Unsicherheit, die zum Thema der Energiewende nach wie vor herrscht, sollte man meinem, dass eine Messe wie die HMI gerade richtig kommt, um aufzuklären und den Diskurs in die richtige Richtung zu lenken. Doch dem war nicht so. Ende April bot die Messe tausenden von Unternehmen, Wissenschaftlern, Vereinen und Interessierten eine Plattform für den Austausch und die Vorstellung neuer Technologien, die unser Energiesystem für die Zukunft rüsten sollen.
Leider blieb vieles im Verborgenen, denn das kommunikative Potenzial der Messe wurde nur von wenigen Unternehmen wirklich ausgeschöpft, um Bedeutung und Nutzen dieses Themas, das ein gewaltiges Aufklärungspotenzial hat, anschaulich darzustellen. Die Anzahl der Presseveranstaltungen war überschaubar, die Pressefächer gähnten vor Leere, als Presseveranstaltungen deklarierte Diskussionsrunden in den Hallen-Foren wurden reich besucht, nur nicht von Journalisten. Fast konnte man meinen, Unternehmen und Verbände scheuten das Thema beziehungsweise waren eher fokussiert auf „business as usual“. Damit ging leider eine gute strategische Chance verloren, auf diesem Marktplatz der Informationen wichtige Inhalte an Journalisten aus aller Welt heranzutragen – und die Medienwelle, die ein Thema wie die Energiewende auslöst, gezielt für sich zu nutzen.