Morgen startet in Berlin das “Government 2.0 Camp” des Government 2.0 Netzwerk Deutschland”. Die Veranstaltung hat bereits im Vorjahr mit spannenden Diskussionen und einer unerwartet großen Teilnehmerzahl für großes Aufsehen gesorgt. Ich bin gespannt, welche Impulse in diesem Jahr von dem Event ausgehen werden.
Die Agenda wird sicher interessant, denn wirft man einen Blick auf die derzeitige Präsenz deutscher Behörden, politischer Organisationen und Verbände im Web 2.0, so gibt es bislang nur vereinzelt gute “Best Practices” zu finden – Social Media scheinen im öffentlichen Sektor in der Breite noch nicht angekommen zu sein. Dies dokumentiert auch eine neue Sonderauswertung “Public Sector” der Studie „ Social Media Governance 2010 – Wie Unternehmen, Staat und NGOs die Herausforderungen transparenter Kommunikation im Internet steuern “, die wir gemeinsam mit der Universität Leipzig und dem Magazin Pressesprecher Ende August veröffentlicht haben. Die Antworten der 232 Vertreter von Behörden, politischen Organisationen und Verbänden unter den 1.007 Studienteilnehmern haben wir für Interessierte nun gegen die Gesamtergebnisse der Untersuchung gespiegelt – mit interessanten Ergebnissen. Zusammengefasst lässt sich sagen: Der öffentliche Sektor liegt sowohl bei Strategien, Nutzung von Social Media als auch Fragen der Social Media Governance deutlich hinter der Wirtschaft zurück.
Hier die Übersicht ausgewählter Ergebnisse
- 40,1 Prozent der deutschen Behörden, politischen Organisationen und Verbände nutzen Social Media (Benchmark Gesamtuntersuchung 54 Prozent), über 65 Prozent davon sind weniger als zwölf Monate aktiv.
- Über 80 Prozent aller Studienteilnehmer bewerten die eigenen Social-Media-Kenntnisse als mittelmäßig oder gering, die 232 Vertreter aus dem öffentlichen Sektor schätzen ihre Kompetenzen tendenziell leicht schwächer ein.
- Die am häufigsten genannten Risiken von Social Media lassen sich unter dem Stichwort „Kontrollverlust“ zusammenfassen. Die größte Chance sehen 82 Prozent in der schnellen Informationsverbreitung. Diese Einschätzungen teilen Wirtschaft und öffentlicher Sektor gleichermaßen.
- Während immerhin immerhin 47,1 Prozent aller 1.007 Befragten angaben, eine Strategie für Social Media in PR/Unternehmenskommunikation zu besitzen, sind es bei Behörden, politischen Organisationen und Verbänden nur 33,6 Prozent.
- Mehr als 80 Prozent der deutschen Organisationen haben für ihre Aktivitäten im Social Web bisher gar keinen oder einen nur schwach ausgeprägten Ordnungsrahmen, in Sinne einer Social Media Governance. Im öffentlichen Sektor ist dies noch schwächer ausgeprägt. Während 33 Prozent aller Befragten angaben, dass es ein Commitment des Managements gäbe, so sind dies bei öffentlichen Organisationen nur 24 Prozent. Monitoring-Tools nutzen nur 12 Prozent der befragten Behörden, politischen Organisationen und Verbände (Benchmark Gesamtuntersuchung 24 Prozent), Social Media Guidelines finden sich nur bei 9 Prozent (Gesamtuntersuchung 19 Prozent) und gesonderte Budgets haben bei öffentlichen Organisationen nur 5 Prozent (12 Prozent Gesamtuntersuchung).
- Auch bei Behörden, Verbänden und politischen Organisationen sind die populärsten Tools Videosharing und Microblogging, sowie bei Communities Facebook und Xing. Jedoch setzen prozentual deutlich weniger öffentliche Organisation schon auf diese Plattformen und Anwendungen oder planen entsprechende Investitionen als dies in der Wirtschaft oder bei NGOs zu beobachten ist. (Details siehe Grafiken).
Studiensteckbrief
- Studiengegenstand: Status quo der Social Media Governance, also der Existenz von Ordnungsrahmen für das strategische Management von Social-Media-Aktivitäten in deutschen Organisationen. Identifikation von Einflussfaktoren, Chancen, Risiken und Grundlagen für Kommunikation im Zeitalter des interaktiven Internets.
- Stichprobe: 1.007 Kommunikationsmanager aus börsennotierten und nicht börsennotierten Unternehmen, Behörden, politischen Organisationen oder Verbänden und Non-Profit-Organisationen in Deutschland, darunter 37 Prozent mit Leitungsfunktion. 232 der Teilnehmer sind bei Behörden, politischen Organisationen und Verbänden beschäftigt.
- Initiatoren: Gemeinschaftsprojekt der Universität Leipzig, des Magazins Pressesprecher (Berlin) und der PR-Agentur Fink & Fuchs Public Relations (Wiesbaden).
Eine ausführliche Darstellung der Gesamtergebnisse, den entsprechenden Ergebnisbericht sowie ergänzende Informationen finden in diesem Blog.
Wir freuen uns zudem über rege Diskussionen zum Thema via Kommentar und auch via Twitter – hashtag: #smg2010