Das “Jahr der Informatik” startet äußerst frostig: Ende Januar werden Tiefstwerte unter minus 34 Grad gemessen und es gibt Schnee satt. Zum Jahresbeginn erreicht auch die Zahl der Arbeitslosen den traurigen Rekordwert von 5,012 Mio. Die Konjunktur erholt sich jedoch im Laufe des Jahres und am Ende stehen 3 Prozent Wachstum auf der Uhr. Wir schaffen mit unserem nunmehr 74-köpfigen Team moderate 6,5 Prozent Plus. Das ist aber alles nix in Anbetracht der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland.
Nach dem Tauwetter entwickelt sich das Informatikjahr ganz im Sinne unserer Kunden aus IT, TK und Unterhaltungselektronik. Dank Dual-Core Prozessoren gibt es schnellere Rechner, immer stärkere und kleinere mobile Geräte mit GSM, UMTS, WLAN, Bluetooth und GPS-Anbindung und höchstauflösende Digitalkameras auch in Handys, die mittlerweile zudem Musik und Video abspielen. Navigationsgeräte, Flatrates für Telefonie und Internet, günstige Mobiltarife und höhere Bandbreiten sowie die PlayStation 3 oder die Konsole Wii von Nintendo kurbeln die Konjunktur weiter an.
Kein Wunder, dass Unterhaltungselektronik weltweit auf den Weihnachtswunschzetteln ganz oben steht und wieder massiv in Public Relations, Werbung und Sponsoring investiert wird. Die Messen für Digitales laufen auch fast alle wieder besser, wie die erstmals in Barcelona stattfindende 3GSm, die CeBIT, die nun jährlich stattfindende IFA oder die zunehmend digitale Photokina.
Auf der Agenda stehen im Jahr der Fußball-WM große HD-Flatscreens, die Frage “HD-DVD oder Blu-ray?”, Visionen zum “Connected Home” und das sich langsam entwickelnde Web 2.0. Google übernimmt Youtube, die neue Plattform Slideshare gestattet das Teilen von Präsentationen und Dokumenten und über den Mikroblogging-Dienst Twitter können Kurznachrichten von 140 Zeichen inklusive Links ins Netz gestellt werden. Eine neue Form der SMS oder wirklich relevant?
Wir beginnen derweil vorsichtig zu bloggen im Kommunikations-Blog von News aktuell und sammeln Erfahrung im Umgang mit blöden Kommentaren von Trollen oder ernsthaften Diskursen.
Zur Erweiterung unseres Web 2.0-Knowhows und zur weiteren Verbesserung der internen Kommunikation geht auch Anfang des Jahres unser internes Blog, das FF-Forum, von der Rampe. Als Experiment gedacht, findet die Plattform – nach anfänglichem Zögern – relativ schnell breite Akzeptanz.
Blogging ist auch Thema unseres ersten PR-Pulse in Frankfurt. Zwar wollen – trotz aller Werbung – nur 17 Gäste die im Mainstream noch unbekannten Blogger Johnny Häusler vom Spreeblick und Marius Sixtus (Elektrischer Reporter) live kennenlernen, aber es wird eine unserer interessantesten und unterhaltsamsten Agenturveranstaltungen.
Wir bleiben zunächst einmal in der realen Welt und gewinnen zum dritten Mal in Folge den PR-Award in der Kategorie „Business to Business“ für die PR-Kampagne zum Thema „Wachstumsmarkt Netzwerkkameras“ der Mobotix AG. Mit „Connected Republic – Die vernetzte Republik“ von Cisco Deutschland erreichen wir in der gleichen Kategorie auch den zweiten Platz. Zudem sind wir unter den Finalisten des Awards “Agentur des Jahres”. Wir gewinnen acht neue Kunden und feiern mit unserem Kunden EMC die nunmehr zehnjährige Zusammenarbeit.
Besonders hervorzuheben ist unsere beginnende Forschungskooperation mit der Universität Leipzig. Wir unterstützen den neuen Lehrstuhl von Professor Dr. Ansgar Zerfaß und werden strategischer Partner im Forschungsgebiet “Innovations- und Technologiekommunikation”. Neben dem von uns gestifteten Promotionsstipendium starten wir ein dreijähriges Forschungsprojekt zu “Innovationskommunikation” und übernehmen einen Lehrauftrag.
Auch international verstärken wir uns und treten dem Oriella-Netzwerk bei, einer Vereinigung unabhängiger Agenturen, die alle einen relativ starken Fokus auf Technology-PR setzen. Spannend ist auch die Mitgliedschaft eines unserer Vorstände in der Medienpolitischen Kommission Hessen. Zentrales Thema dieser IHK-Institution ist 2006 der Kampf gegen die Rundfunkabgabe für PCs.
Beim Kommunikationskongress in Berlin, dem größten Get-together der deutschen PR-Branche, geht es erstmals auch um Social Software. Wir mieten dort eine Fläche in Foyer, die als “Open Space” nur mit Sesseln bestuhlt und von uns Lounge genannt wird. Gekennzeichnet mit zwei Schildern “Nehmen Sie Platz, sprechen Sie miteinander” steht unser “Messestand” allen offen und sorgt für regen Austausch und munteres Networking.
Ohnehin ist 2006 für uns ein Berlin-Jahr: Der Betriebsausflug führt das gesamte Team für dreieinhalb Tage in die Hauptstadt. Getreu dem Motto “Pick & Choose” geht es in unterschiedlichster Besetzung ins Bundespresseamt, das Hauptstudio der ARD oder den Reichstag, am Abend zur Blue Man Group, zum Bundespressestrand oder in die Bar jeder Vernunft, tagsüber zur Spreefahrt mit dem Sightseeing-Dampfer, zum Shoppen oder was immer anliegt. Das Nachtprogramm wird nicht detailliert dargestellt. Es gab flächendeckende Marktforschung und einige Marktforscher sind die Tage mit in Summe deutlich weniger als zehn Stunden Schlaf ausgekommen.
Und nicht zuletzt gibt es unsere erste Kochwerkstatt: 30 Köche (Kunden & Kollegen) verderben den Brei nicht, sondern köcheln im Kochwerk in Frankfurt ein X-Gänge-Menü, bei dem jeder auf seine kulinarischen Kosten kommt.
Unsere Weihnachtsfeier findet im Wiesbadener Museum statt. Ein ganzes Museum inklusive Dinner für uns, das hat was. Getanzt wurde zum Abschluss eines hervorragenden Jahres im Club nebenan.
Und sonst: Die Uno wählt Ban Ki-moon zu ihrem Generalsekretär und Kurt Beck wird SPD-Vorsitzender. Ansonsten gibt es viele Rücktritte: Alan Greenspan, Chefnotenbanker der USA, hört nach gefühlten hundert Jahren im Amt auf, Tony Blair plant seinen Rücktritt in zwölf Monaten und Bill Gates kündigt an, sich bis 2008 zurück zu ziehen.
Die deutschen Sport-Fans kommen 2006 auch auf ihre Kosten: Die deutschen Olympioniken, meistens aus Thüringen, schaffen es bei den XX. Winterspielen in Turin im Medaillen-Spiegel am Schluss ganz oben zu stehen. Pünktlich zur Fußball-WM reißt in Deutschland der Himmel auf und endlich gibt es das passende Wetter für das so nicht erwartete Sommermärchen. Die deutschen Jungs zeigen ganz großes Kino, scheitern aber im Halbfinale am kommenden Weltmeister Italien und müssen sich mit dem dritten Platz begnügen. Mehr Sympathie für Deutschland gab es selten zuvor. Wie Weltmeister geht, zeigen übrigens im Herbst die deutschen Hockey-Spieler. Schumi hat genug vom Weltmeister sein und beendet seine Karriere.
Die Chart-Hits waren übrigens Silbermond – Das Beste und bei den Alben Red Hot Chili Peppers – Stadium Arcadium, und natürlich Sportfreunde Stiller mit 54, 74, 90, 2006.
Und wenn schon Berlin-Jahr: Der Berliner Hauptbahnhof geht ans Netz, zwar mit verkürzten Hallen, aber dennoch schön. Erste Busse der Berliner Verkehrsbetriebe fahren sparsam mit Wasserstoff und der Ausverkauf der Berliner Wirtschaft geht weiter: Bayer übernimmt die Schering-Werke und die Deutsche die Berliner Bank. Nach drei Jahren findet auch mal wieder eine Loveparade statt, mit 1,2 Mio. Besuchern. Das schaffte nicht mal die Fan-Meile zur WM. Berlin: Arm aber sexy.
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Fotos: PR-Agentur Fink & Fuchs, außer: PR Report, EMC, Cisco; picture-alliance/Sven Simon; Wikipedia/Chris655
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