Deutschland feiert nach viel Kurzarbeit und dank Konjunkturprogramm die teilweise wirtschaftliche Wiederauferstehung, auch wenn mit gut vier Prozent Wachstum das Vorkrisenniveau nicht wieder erreicht wird. Aber die Lage beruhigt sich trotz weiterhin schwelender Finanzkrise.
Das Jahr beginnt für uns mit dem Großeinsatz auf der CeBIT. Gemeinsam mit anderen Agenturen realisieren wir für Microsoft auf der Messe das Digitale Klassenzimmer.
Der Showcase für die Schule von morgen wird zum Publikumsmagneten mit Zugkraft für ganze Ministerriegen, Schulklassen und komplette Lehrerkollegien. Die hervorragend aufgesetzte Präsentation übertrifft bei der Medienberichterstattung alle Erwartungen.
Ansonsten beherrschen Cloud Computing, Mobile, Social Media und Online weiter die Nachrichten: Mit dem iPad revolutioniert Apple einmal mehr den Markt, Freeware wie Zattoo bringt Fernsehen auf den PC, Google Streetview sorgt – außer in Oberstauffen – für Aufregung und der neue E-Postbrief gewinnt über eine Million Nutzer. Es wird sogar ein Verfahren für ein Verfallsdatum von Infos im Internet vorgestellt.
Wir gewinnen mit unserem Digital-Team dem Trend der Zeit entsprechend viele neue Online-Aufgaben und Social Media-Mandate. Zudem erhalten wir zunehmend mehr Etats aus Märkten jenseits von IT/TK wie Bosch Hausgeräte, Bundesverband der Hörgeräte-Industrie (BVHI) oder Techem. Für den BVHI entwickeln wir im Rahmen der Kampagne “Hören ist High Tech” unter anderem den Tag des Hörens.
Wir verlieren aber auch nach siebenjähriger Zusammenarbeit den Repitch um den Microsoft-Etat und im Herbst nach über zehn Jahren mehrfach preisgekrönter Arbeit aufgrund einer Netzwerk-Entscheidung das Mandat von EMC. Es wird für uns an Ende ein ziemlich durchwachsenes Jahr.
Netzpolitisch tut sich ebenfalls einiges: Es gibt Wikileaks, die Piratenpartei, die Verleger und ihr Leistungsschutzrecht und eine Verbraucherschutzministerin, die sich mit Facebook anlegt. Das Swift-Abkommen mit US-Zugriff auf europäische Kontodaten, die Vorratsdatenspeicherung, Google Streetview oder der maschinenlesbare Personalausweis heizen den Diskurs um den Daten- und Verbraucherschutz weiter an. Aber nicht nur bei ITK, sondern auch in anderen Märkten werden neue Technologien heftig diskutiert, beispielsweise Nano-Technologien, die für nicht mehr riechende Socken oder eisfreie Autoscheiben sorgen sollen.
Letztlich spielen Technologiefolgerisiken oder -nebenwirkungen in den Innovations-kampagnen unserer Kunden aus ITK, UE, Finanzen, Industrie, Energie- und Medizintechnik eine immer wichtigere Rolle. Das sorgt bei uns für zunehmend spannendere Mandate, mit denen wir bei den PR-Awards mal wieder punkten können. In der Kategorie “Business-to-Business” wird die Einführung der Videokonferenz-Lösung TelePresence von Cisco ausgezeichnet und der Schott-Baedeker Reiseführer überzeugt bei “Corporate Media”.
Beim Deutschen PR-Preis sind zwei Kampagnen nominiert und gewinnen: Cisco „Intelligente Stromnetze – Wie IT die Energieversorgung verändern wird“ – Preis: Technologie/Wissenschaft/Forschung und die Co-Produktion “Digitales Klassenzimmer – Microsoft zeigt die Bildung der Zukunft” – Preis: “Presse- und Medienarbeit” sowie Shortlist: “CSR”.
Im Herbst veröffentlichen wir zudem die viel beachteten Ergebnisse unserer Studie “Social Media Governance 2010”, dem ersten Resultat unserer auf das Gebiet Online-Kommunikation erweiterten Forschungskooperation mit der Universität Leipzig. Es geht um die Nutzung von Social Media in Unternehmen, die zugehörigen Strategien und organisatorischen Rahmenbedingungen. Ganz kurz: Zwar nutzt gut die Hälfte der Befragten Social Media, aber 80 Prozent schätzen ihre Kenntnisse eher mittelmäßig oder gering ein und bei ebenso vielen sind kaum organisatorische Voraussetzungen vorhanden. Es gibt selten definierte Zuständigkeiten, keine klaren Zielsetzungen oder ausformulierte Strategien, keine Regelungen oder Guidelines und noch seltener explizite Budgets. Status: Try & Error.
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Die Studie wird zu einem vollen Erfolg, mit über 30 Vorträgen, kontinuierlicher Medienberichterstattung und nachhaltiger Verbreitung im Social Web. Die FAZ widmet den Ergebnissen eine Drittelseite. Im Sommer gibt es auch unseren ersten Social Media Roadtrip – eine Veranstaltung, die eine stattliche Zahl an Gästen zu uns ins Haus bringt, die an verschiedenen Stationen die Welt der Social Media entdecken möchten.
Zum Jahresende stellen wir unseren neuen Vorstand vor, der verstärkt um drei langjährige Kollegen die Verantwortung für die Agentur übernehmen wird. Mitbegründer Martin Fuchs bleibt nominell im Vorstand, zieht sich aber aus dem operativen Geschäft zurück.
Wie immer zu Weltmeister- oder Europameisterschaften gibt es in der Agentur auch wieder eines unserer legendären Kickerturniere mit Großbildübertragung und umfassender kulinarischer Versorgung.
Den nackten Zahlen nach ist 2010 für uns kein so gutes Jahr. Aber strukturell und qualitativ sind wir ein gutes Stück weiter gekommen, um den Herausforderungen im nächsten Jahr erfolgreich zu begegnen.
Und sonst: 2010 ist weltweit ein Katastrophenjahr. Im Golf von Mexiko führt die Explosion einer Bohrinsel zur einer riesigen Öl-Pest. Die Loveparade in Duisburg endet mit über 500 Verletzten und mehr als 20 Toten. In Haiti sterben durch ein Erdbeben weit über 200.000 Menschen. Weltweit kommt es zu Waldbränden, Überschwemmungen und weiteren Erdbeben.
Keine wirkliche Katastrophe ist die Aschewolke aus Island. Bei bestem Frühlingswetter bleibt der nordeuropäische Luftraum frei von Flugzeugen. Im Rhein-Main-Gebiet bedeutet dies: stahlblauer Himmel ohne Kondensstreifen und echte Stille.
Dafür geht an den Finanzmärkten weiter die Post ab. Haupttreiber der Krise werden nun die maroden Staatsfinanzen von Griechenland, dessen Haushalt unter EU-Kontrolle kommt. Die Zeit der Rettungspakete und des “Euro-Rettungsschirms” bricht an.
In Berlin tritt Bundespräsident Horst Köhler zurück und Christian Wulff sichert sich gegen Joachim Gauck die Nachfolge. Da bahnt sich was an.
Die deutsche Sportnation gewinnt bei den olympischen Winterspielen in Vancouver viele Medaillen, die deutschen Fußballer werden aber mit ausnehmend schönem Spiel bei der WM in Südafrika wieder nur undankbarer Dritter. Dem spanischen Tiki-Taka haben unsere Jungs im Halbfinale nur Staunen und Hinterherrennen entgegenzusetzen. Dafür können die sportlichen Autofahrer Deutschlands jubeln: Mit Sebastian Vettel gibt es wieder einen deutschen Weltmeister in den Formel-1-Umlaufbahnen.
Kulturhauptstadt Europas ist 2010 übrigens das Ruhrgebiet und in Olso gewinnt Lena Meyer-Landrut mit Satellite das Finale des 55. Eurovision Song Contest.
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Fotos: Fink & Fuchs PR, außer: Cisco; wikimedia/Daniel Kruczynski; Flickr/gnuckx, methodshop.com
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