Das Jahr beginnt knallig mit unserer Winter-Olympiade in Garmisch. Das ganze Team unserer PR-Agentur verbringt dreieinhalb Tage in den Alpen mit Skilaufen, Wandern, Sightseeing und viel Feiern. Es gibt keinen Hals- und keinen Beinbruch und zumindest auf dem Zugspitzplatt strahlendes Wetter – ein gelunger Start in ein durchwachsenes Jahr.
Das Wirtschaftswachstum geht auf 1,2 Prozent zurück. Auch für unser 55-köpfiges Team wird 2001 ein Jahr der Konsolidierung ohne Zuwachs. Wir gewinnen unter anderen die Etats von Sony Deutschland, Internet Security Systems, Openshop und das Mandat zur Einführung von RWE Powerline. Bei RWE geht es um eine Kampagne zum Internet aus der Steckdose, wohlgemerkt Datenübertragung via Stromkabel. Große Pressekonferenzen, TV-Live-Schaltungen zu Pilotanwendern und vieles mehr sollen der neuen Technologie zum Durchbruch verhelfen. Der blaue Stecker schafft es oft in die Medien. Es ist ein guter Startzeitpunkt, da immer mehr Deutsche ans Netz wollen und natürlich möglichst schnelle Leitungen suchen. Angeblich kommt die Telekom bei den T-DSL-Bestellungen mit der Installation überhaupt nicht hinterher.
Mit Sony lernen wir nach Playstation und Motorola einmal mehr die Tücken der Presse-Bemusterung und Testanfragen kennen. Der Run auf auch privat nutzbare Gadgets ist, insbesondere bei Neuheiten, aberwitzig. Die Zahl anfragender Journalisten, Celebrities und solcher, die es sein wollen, übersteigt – gefühlt – die Einwohnerzahl der Republik. Da ist Fingerspitzengefühl gefordert. Wie geht man mit einem bekannten Fußballverein um, der 40 Handys zum Test anfordert, oder mit einem namhaften Professor, der unmissverständlich klarstellt, dass das “bestellte” Testgerät bitteschön verpackt pünktlich vor Weihnachten eintreffen muss?
Eine etwas außergewöhnliche Maßnahme initiiert übrigens unser Kunde Sony zu IFA. Mit Spots für Unterhaltungselektronik, Playstation, Musik und Video bucht Sony alle Werbe-Slots des ersten Messetages auf N-TV. Das sorgt für Furore: “Sony-TV”.
Trotz schwächelnder Konjunktur mieten wir für unsere PR-Agentur die letzte noch verfügbare Bürofläche an unserem Wiesbadener Stammsitz dazu. Zudem halten wieder neue Rechner bei Fink & Fuchs PR Einzug. Wie man übers Wochenende ca. 70 Rechner installiert und in der Organisation verteilt, zeigt der Film “Das G4-Projekt” unseres engagierten Technik-Teams. Die alten Macs werden übrigens gespendet und in Schulen sowie anderen Einrichtungen weiter genutzt.
Beim Spenden macht die “Säuberung” der Systeme, sprich das Löschen von Daten und Programmen, die meiste Arbeit. Muss aber auch sein, da aufgrund der “eleganten” Möglichkeiten zum Kopieren oder digitalen “Tauschen” von Programmen, Daten, Filmen und Musik die Themen “Urheberrecht” und “Datenschutz” mit Riesenschritten auf die Agenda kommen. Dies betrifft alle unsere Kunden, die zum Teil sowohl Geräte zum Kopieren als auch Software, Musik und Filme anbieten. Im Kundenauftrag lernen wir die GVU – Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. – und viele andere Interessensgemeinschaften rund um “geistiges Eigentum” kennen. Übrigens wird 2001 die größte Musiktauschbörse im Netz stillgelegt. Aber damit haben wir nichts zu tun. Apple bereitet derweil mit iTunes und iPod seinen Einstieg ins Musikgeschäft vor.
Mit großer Spannung beobachten wir auch die Entwicklung beim noch jungen Thema Blogs. Angeblich erstmals als Begriff 1997 aufgetaucht, beginnen erste Blogs, die Themen unserer Kunden aufzugreifen, und auch Medien sowie Journalisten entdecken in Deutschland langsam die Vorteile des Bloggens.
Mehr zu tun haben wir in München, wo wir im Sommer die erste Niederlassung unserer PR-Agentur eröffnen. Vorerst betreuen dort vier Kollegen vor allem Kunden in Süddeutschland. Es ist ein guter Schritt für die Agentur, denn der Auftakt klappt mit einigen Neukunden und das Team wird schnell wachsen. Zum Jahresende wächst zudem auch der Kreis der Aktionäre unserer jungen Aktiengesellschaft. Vier Führungskräfte erwerben Anteile am Unternehmen und werden Partner.
Bei allem Wirtschaften und sonstigen Tun bleibt das bewegendste Ereignis des Jahres jedoch 9/11. Wie wohl in Millionen Büros weltweit werden wir vor dem Fernseher Zeuge des Anschlags auf das World Trade Center und sind geschockt. Kollegen, die gerade in New York Urlaub machen, melden sich glücklicherweise schnell. Verwandte und Freunde, die im World Trade Center und Umgebung arbeiten, überstehen die Tragödie unbeschadet. Unsere US-amerikanischen Kunden sind kaum mehr erreichbar, unser transatlantischer Austausch und jegliche Reisetätigkeit kommen fast zum Stillstand. Auf den Herbstmessen wie der Systems in Deutschland sind kaum Besucher und Termine in Gebäuden wie dem Frankfurter Messeturm erfordern strenge Sicherheitschecks. Einmal mehr hat sich die Welt verändert. Wie weit die Veränderungen reichen, werden wir wohl erst in den kommenden Jahren absehen können.
Und sonst: Frauen dürfen bei der Bundeswehr nun auch an Waffen ausgebildet werden, während der Bundestag den Afghanistan-Einsatz beschließt. Wowi wird Bürgermeister unserer armen, aber sexy Hauptstadt. Dort wird im Frühjahr auch Ver.di gegründet und im Rahmen des Atomkonsenses der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Derweil verglüht die gute, alte Raumstation Mir und der erste Weltraumtourist reist in den Orbit. Zum Jahresende ist es dann endlich so weit: Es gibt neues Bargeld und der Euro kommt ins Portemonaie. Was mit den Preisen passiert, ist bekannt.
Beim Sport gibt es wenig Neues: Die Sieger heißen weiterhin Klitschko, Schumacher, Armstrong und Bayern München, diesmal aber sogar in Champions League und Weltpokal.
Nicht zuletzt: Im Frühjahr geht Wikipedia an den Start. Eine große Hilfe bei der Recherche zu den letztlich 25 Beiträgen der vorliegenden PR-Agentur-Chronik.
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Fotos: Fink & Fuchs PR, außer: picture alliance/ZB; Wikimedia/Denise Gould, Avij; RWE Pressematerial
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